Postkoloniale Bildungsperspektiven auf globalen Rassismus und Widerstand – Inklusion und Stärkung migrantischer Stimmen

„Migrantenperspektiven in der politischen Bildung stärken“

 

Im Bereich der antirassistischen nicht-formalen Bildung prägen weiße Sichtweisen nach wie vor die Bildungslandschaft in Deutschland maßgeblich. Globale postkoloniale Sichtweisen werden in den typischerweise opfer-zentrierten Bildungskontexten und -methoden kaum in die angebotenen Perspektiven einbezogen. Die Entstehung kapitalistischer Ökonomien, die historische Epoche des Kolonialismus und die anschließende Verbreitung dieser Ökonomien sind jedoch unmittelbar mit dem Phänomen des Rassismus verbunden. Menschen, die Rassismus erlebt haben, sind noch immer sozialer Diskriminierung, Abwertung, Ausbeutung und anderen negativen sozialen Folgen ausgesetzt.

Mit diesem Projekt wollen wir das Fachwissen und die Talente von Einwanderergemeinschaften nutzen und das Narrativ ändern, indem wir ihnen die Möglichkeit geben, zur Entwicklung innovativer Unterrichtsstrategien für die Erwachsenenbildung und die berufliche Bildung sowie für die Sekundarstufe II beizutragen. Wir wollen auch, Machtteilungstechniken* anzuwenden, indem wir sie in die Entwicklung der Methoden einbeziehen, die gemeinsam erstellt, getestet und verteilt werden.

Die Verbindung zwischen den beiden Ländern (Sudan-Chile) und Deutschland sowie die Geschichte und der gegenwärtige Stand dieser Beziehung bieten viele hervorragende Möglichkeiten, dieses Thema zu behandeln. Am Beispiel Chiles mit seiner Kolonialgeschichte und den damit verbundenen gesellschaftlichen Strukturen, der Rolle der deutschen Exilanten bis hin zu den aktuellen Aufständen und dem anschließenden Demokratisierungsprozess lassen sich viele Parallelen ziehen. Ein aktueller Anknüpfungspunkt für die Bildungsarbeit ist die Widerstandsbewegung des sudanesischen Militärregimes und der Demokratieprozess. Ein offensichtlicher Bezug zu Deutschland und Europa ist insbesondere in der jüngsten Militär- und Entwicklungshilfe zu sehen, die die EU und Deutschland der sudanesischen Diktatur im Rahmen des Khartum-Prozesses zur Abschreckung von Flüchtlingen gewährt haben.

Um neue antirassistische/rassismuskritische Bildungsstrategien zu entwickeln, werden wir reale Fälle, Vorfälle und Geschichten aufgreifen. Dann wird ein Entwicklungsteam diese Methoden weiter ausbauen. Sowohl nach der Entwicklung der Techniken als auch nach der ersten Erprobung der Methoden mit den Zielgruppen.  Wir wollen eine langfristige Vernetzung fördern, indem wir eine signifikante Beteiligung von Gemeinschaftsmitgliedern innerhalb der Methoden oder für deren Umsetzung in der Entwicklung der Bildungsmethoden im Sinne von Empowerment oder Power-Sharing-Praxis berücksichtigen.

Die fertigen Ansätze werden auch in einer Vorrunde mit Zielgruppen in Berlin und Brandenburg eingesetzt. An einem Konferenztag werden die entwickelten Methoden dann einer breiteren interessierten Öffentlichkeit von Akteur*innen der politischen Bildung (insbesondere MOs) und Multiplikator*innen vorgestellt. Die entwickelten Methoden werden zudem auf einer Website unter einer CC-Lizenz frei zugänglich gemacht.

Das Projektkonzept umsetzend werden Adam Bahar, Fachkraft für politische Bildung aus dem Sudan, der seit 12 Jahren in Deutschland lebt, und Cristina Marambio, eine chilenische Migrantin, die seit fünf Jahren in verschiedenen Migrantengruppen aktiv ist, das Projekt koordinieren und organisieren.

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*Machtteilung ist ein Prozess, bei dem marginalisierten Gruppen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, um sie zu befähigen, ohne dass sie die Kontrolle darüber haben, wie sie verwendet werden.